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Erleuchtung im Alltag

Kennen wir nicht alle diese Momente im Leben, wo wir etwas tun oder sagen, das so sehr im Einklang mit uns selbst, den Menschen um uns herum und der Umgebung ist, dass es fast überirdisch oder göttlich ist und wir uns fragen, wie das geschehen konnte?

Vielleicht merken wir es im ersten Moment nicht und schreiben den guten Ausgang der Situation oder den harmonischen Verlauf eines kritischen Gespräches nicht direkt unserer eigenen Interaktion zu. Aber wenn wir hinschauen, können wir die Bewegungen und Farbnuancen genauer erkennen.

Ahrensee Spiegelung Abendlicht

Wie auf diesem Abendbild im Winter bei Sonnenuntergang spielen Spiegelung, Farbe und Bewegung zusammen und bringen etwas Einzigartiges und Einmaliges hervor. Und verändert sich dennoch, es gibt keinen Stillstand.

Dies kann wie eine kleine Erleuchtung erlebt werden, weil wir über uns selbst hinaus gewachsen sind. Wir sind imstande, eine Situation zu erfassen und instinktiv die richtigen Worte, den richtigen Tonfall, die richtige Gestik und Mimik zu treffen und so dem Gegenüber das zu vermitteln, was uns am Herzen liegt. Und das Besondere ist, dass der Andere in diesen erleuchteten Momenten das versteht, was wir sagen wollen. In Freiheit und Ruhe, auch wenn es vielleicht kritischen Inhalts ist. Es findet echte Begegnung von Mensch zu Mensch statt ohne dass verletzte Eitelkeiten, Stolz oder Angst im Spiel sind.

Auch wenn wir in solchen Momenten wie verzaubert dastehen und eigentlich nur schauen und staunen können, erkennen wir dennoch, dass wir selbst oder aber ein göttlicher Funke in uns so gehandelt hat und die Worte finden konnte die zu dieser Verständigung geführt haben.

Veränderungen

Veränderungen sind Bestandteil unseres Lebens.

Veränderungen müssen sein, weil sie Stillstand verhindern.

Veränderungen sind Chancen, Erkenntnisse zu gewinnen.

Mohnblüten
Mohnblüten

Wenn ich über Veränderungen nachdenke, die unser eigenes Leben betreffen muss ich immer auch an die „Stufen“ von Hermann Hesse denken. Dieses wunderbare Gedicht fängt an mit den Zeilen:

„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.“

Die Mohnblüten auf meinem Bild vereinen die verschiedenen Lebensstufen und können doch nicht darüber hinweg täuschen, wie schnell es manchmal geht mit den Veränderungen…

Kennen wir nicht alle Situationen, in denen von außen Veränderungen in unser Leben eindringen?

In denen uns Menschen verlassen, mit denen wir länger verbunden bleiben wollten?

In denen sich unser Umfeld ändert und wir dem Wandel nicht entkommen können?

Was geschieht dann mit uns?

Wir werden auf uns selbst zurück geworfen. Unser Inneres gerät ins Wanken. Fragen stellen sich, die wir vorher nicht kannten. Wir sind gefordert, neue Wege zu suchen, andere Ideen zu entwickeln, Alternativen zu finden um mit dem Neuen umzugehen und dennoch nicht unser Ureigenes zu verlieren. Das auszuhalten und umzusetzen ist schwer, vor allem wenn die Veränderungen nicht aus uns heraus kommen sondern von außen. Aber wir haben die Chance zu erkennen, was in diesen neuen Umständen an Entwicklungspotential für uns steckt, wenn wir mit dem ersten Schmerz fertig geworden sind. Und Schritt für Schritt können wir erkennen, wie viel persönliche Freiheit wir gewinnen können wenn es uns gelingt, andere Denkmuster und Verhaltensweisen anzunehmen, die uns selbst entsprechen, aber auch der Veränderung Rechnung tragen. Wir können reich werden an innerer Stärke, an Lebensmut und an Großherzigkeit. Und dennoch unseren Weg und unsere Ideale und Ziele nicht verlassen, weil wir gelernt haben, dass wir den Halt in uns selbst haben und deshalb ein Sturm von Veränderungen uns zwar bewegt, nicht aber entwurzeln muss.

Hesses Gedicht endet mit den Worten:

„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

Und so verstehe ich das Leben, kann mit Abschied, Veränderung und Neuem umgehen, in allem nach und nach die Schönheit sehen und so bereichert und gewachsen aus schwierigen Situationen heraus kommen und das Leben annehmen wie es ist, ohne in Resignation zu verfallen.