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Sein

Dieses Bild liebe ich besonders. In ihm ist so viel vereint, worin ich mich wiederfinde. Es zeigt, was Leben sein kann. Und es kann eine Ahnung schaffen, wie groß und weit ein Herz werden kann, wenn wir es nur lassen können.

Ich erlebe die Weite der Landschaft, fühle mich dadurch frei und klar. Die Strohballen führen mich zum Horizont. Wie es dahinter weiter geht, kann ich nicht wissen. Hier ist ganz viel Raum für Fantasie und unendliche Möglichkeiten. Diese Offenheit kann mich ängstigen, aber auch froh machen. Ängstigen, weil mir vielleicht lieber ist, immer zu wissen, wie es weiter geht. Und froh, weil ich Gestaltungsspielraum spüre und es liebe, neue Entdeckungen zu machen und vielleicht eine ungeahnte Erfahrung auf mich wartet.

Und dann ist da der Himmel. Er ist groß, nimmt dreiviertel des Bildes ein. Aber er ist nicht blau und klar. Er ist grau, wilde Wolken bestimmen den Eindruck. In der Ferne scheint er milder und weicher zu werden. Auch heller. Aber im Vordergrund steht der Eindruck von impulsivem Temperament. Von Kraft, die gebändigt werden will, aber auch frei bleiben muss. Von Leidenschaft, die zu leben verlangt und nicht unterdrückt werden darf. Und von Lebendigkeit und Wandel.

All dies und noch viel mehr steckt für mich in diesem Bild. Und beim Anschauen und Empfinden wird mein Herz weit. Und es lässt mich dankbar sein darüber, solche Bilder zu sehen und einzufangen. Sie immer wieder anzuschauen und Worte zu finden, andere an meinem Erleben teilhaben zu lassen.

Ein Friedensangebot mit Lügen

Nach vielen Jahren ein Friedensangebot zu bekommen weckt viele Gefühle. Es sind nicht nur Positive, auch Negative mischen sich hinein. Sie bewegen sich in deiner Seele, wollen an die Oberfläche, wollen in der ersten Reihe stehen und gesehen werden. Sie fühlen sich wichtig, reden wild auf dich ein und du hast kaum eine Chance, alle zu hören und wahrzunehmen.

Was passiert also mit dir? Du versuchst dich festzuhalten um nicht von den Gefühlen durcheinander gewirbelt zu werden. Du willst Ordnung schaffen und jedes Gefühl in ein Kästchen stecken, einen Deckel drauf legen und nach und nach ein Kästchen nach dem anderen öffnen und hineinschauen. Aber die Gefühle springen weiterhin wild durcheinander, lassen sich nicht einfangen, werden teils größer und mächtiger, teils kleiner und leise. Sie wirbeln Staub auf, der sich wie dichter Nebel über alles legt und fast die Sonne verbirgt.

Aber die Sonne ist da. Die Hoffnung, dass die negativen Gefühle kleiner werden und das Friedensangebot eine neue, bessere Verständigung ermöglichen kann… Weil es für das Wohlergehen eines über alles geliebten Menschen wichtig wäre!

Wir Menschen neigen dazu, selbst vieles an Schmerzen, Verletzungen und Grausamkeiten auszuhalten. Geht es aber um Andere werden wir zu wilden Tieren, die ihre Jungen verteidigen. Wir kennen unsere Jungen, wissen, was gut für sie ist und sind in der Lage, unser eigenes Wohl im Zweifelsfall hintan zu stellen und für das Junge zu kämpfen. Also greifen wir nach der Hoffnung, die zu hegen uns das Friedensangebot erneut anbietet.

Aber Misstrauen bleibt, weil die Vergangenheit und die früheren Erfahrungen sich zu Wort melden. Sie machen sich deutlich bemerkbar. Sehr deutlich. So deutlich, dass der Körper sich verspannt, alle Muskeln zittern und die Arme schützend und haltend vor dem Körper gekreuzt sind. In dem Gespräch. Das ein Friedensangebot sein soll. Und doch Lügen enthält.

So viele und schlimme Lügen, die die Hoffnung, dass sich etwas verbessert und verändert hat sofort zunichte machen.

Was aber geht in einem Menschen vor, der lügt wenn er Frieden will? Was passiert in und mit seinem Gegenüber? Wo bleiben da die Chancen auf eine echte Verständigung? Und wie willst du mit dem Wissen, das durch die Lügen verborgen werden soll umgehen? Weißt du doch, dass dort tiefes Leid ist, welches du alleine nicht lindern kannst. Du denkst wieder und wieder darüber nach, wie dir direkt ins Gesicht gelogen wurde. Mit Blickkontakt. Wie du dich im Gespräch mit aller Kraft beherrscht hast, nicht aufzuspringen und zu schreien, weil du weißt, was es für dein Kind bedeuten würde, wenn du die Fassade deines Gegenüber einreißen würdest.

Also schweigst du erstmal. Gibst dir Zeit, nachzudenken. Zeit, einen Plan zu entwickeln, wie du mit den Lügen umgehen willst. Zeit, Voraussetzungen für Änderungen zu schaffen, die nötig werden, wenn die Lügen auf den Tisch kommen. Zeit auch, allen Mut zusammen zu sammeln um ihn deinem Kind zu geben, weil es alleine nicht weiter kommen kann. Sich aber im größten Zwiespalt befindet, den Menschen ihren Kindern antun können.

Und in dieser Zeit leidest du. Wirst aber auch stärker, weil du merkst, was sich an Kraft und Vertrauen in all den Jahren angesammelt hat. Und bist froh, dass dich nicht blinder Hass treibt, sondern wirklich die Liebe zum Kind. Und deshalb wartest du auf den richtigen Moment, arbeitest gezielt auf ihn hin, immer das Wohl des Kindes im Auge, für das du zur Löwin geworden bist. Aber eine Löwin, die nicht nur ihren Instinkten vertraut, sondern auch den klaren Gedanken, die die Zukunft des Kindes sicherstellen sollen. Auf allen Ebenen. In alle Richtungen. Zu allen Menschen.

Ja, zu allen.