Laut schreien

Manchmal ist das Herz so voll, dass man nur noch schreien möchte…

Einfach laut schreien.
Ohne Worte.
Nur tief aus der Kehle.
In den Wind.
In den Wald.
In das Rauschen der Wellen.

 

Maruschka_1

 

Sicher hat jeder von uns schon Zeiten erlebt, die einen solchen Wunsch laut werden ließen. Laut im wahrsten Wortsinne. Weil die Gedanken zu laut im Kopf geworden sind. Weil die Gefühle keinen Platz mehr im Körper haben und das Herz zu zerreißen drohen. Weil etwas heraus will, was uns sonst zu sprengen droht.
Wir haben vielleicht eine schwere Entscheidung vor uns. Oder haben einen harten Verlust erlitten. Oder sind so voller Erlebnisse, die sich einfach nicht schnell genug verarbeiten lassen. Vielleicht drücken uns Sorgen, deren Ausmaß wir zwar ahnen, aber nicht wirklich erkennen können. Vielleicht denken wir Gedanken im Kreis. Vielleicht fühlen wir zu viel, weil wir Situationen oder Menschen missverstehen.

Egal, was uns umtreibt. Wenn wir es hinausschreien könnten, wäre es leichter für uns.

Wie gut, wenn wir uns wirklich mal trauen würden, dies auch zu tun. Raus zu gehen in den Wald, außerhalb der Stadt und einfach schreien. Raus ans Meer zu  fahren in der Nacht und einfach schreien. Hinaus brüllen, was schwer auf der Seele liegt, durch atmen mit dem Herzen und die Gefühle mit all ihrer Macht sprechen lassen.

Ohne, dass ein anderer Mensch davon merkt.
Ohne, dass ein anderer Mensch darunter leidet.
Ohne, dass dadurch jemand beeinflusst wird.

Einfach nur für uns selbst. Für unsere eigene Freiheit. Unsere eigene innere Ruhe, unseren eigenen Frieden mit uns selbst.

 

Vergiss mein nicht…

Vergiss mein nicht kann man in vielen Situationen zueinander sagen.

Die Blume mit dem selben Namen blüht jedes Jahr sehr früh und das nach Farben hungernde wintermüde Auge kann sich satt sehen an der feinen Schönheit der Blüten.

Vergissmeinnicht

Sehr schlicht und einfach ist diese Schönheit, sehr klar und ausdauernd, viele Knospen blühen nach und nach. Und so kann ein Blumenbeet zu einem blauen Teppich werden.

Unsere Seele kann sich daran freuen und durch diese Freude Halt finden in den harten Zeiten des Lebens. Zeiten, in denen wir vielleicht etwas zu verlieren drohen. Zeiten, in denen uns das berufliche Leben viel abverlangt. Zeiten, in denen vielleicht andere Menschen sehr stark unsere Hilfe brauchen und wir wenig für uns selbst tun können.

Und dann kann es passieren, dass wir vielleicht vor lauter innerer Not nicht mehr wahrnehmen können, was die uns liebsten Menschen, unsere Kinder, wirklich wollen und brauchen…

Was brauchen sie?

Sie brauchen ihre Eltern. Immer. Auch wenn diese vielleicht getrennt sind. Sie wollen beide Eltern lieben dürfen. Immer. Es zerreißt ihnen das Herz, wenn sie dies nicht dürfen. Egal wie gut wir es mit unseren Kindern meinen, egal, was das Leben uns Erwachsenen antut, egal wie viel Materielles wir ihnen bieten können….

…fehlt ihnen die Möglichkeit, die Eltern lieben zu dürfen und bei ihnen zu sein, fehlt ihnen das Wichtigste.

Wenn wir Erwachsene es schaffen, in einer Trennungssituation Eltern zu bleiben und den ehemaligen Partner als Elternteil trotz allem zu akzeptieren, erleichtern wir unseren Kindern die Schwierigkeiten, die für sie durch eine Trennung entstehen, immens. Dies erfordert sehr viel Uneigennützigkeit, darin drückt sich aber auch wirkliche Liebe zum Kind aus. Die Verletzungen, die sich Erwachsene gegenseitig zufügen sind etwas, wofür die Kinder niemals bestraft werden dürfen, indem wir versuchen, sie auf unsere Seite zu ziehen und den anderen Elternteil schlecht zu machen.

Denn:

Wie kann dann das Kind lieben?

Wie kann das Kind dann erleben, dass wir es lieben?

Und wie können wir den stummen Schrei in den Augen der Kinder übersehen, der sagt: Vergiss mein nicht!