Unveränderbar…

Wie oft stehen wir vor Tatsachen, die wir so nicht erwartet haben. Wie oft müssen wir uns Entscheidungen Anderer stellen und uns mit den Folgen für uns auseinander setzen. Und wie oft denken wie, wir könnten am Unvermeidlichen noch etwas ändern. Und laufen mit dem Kopf gegen die Wand, weil es eben unveränderbar und unverrückbar vor uns steht…

 

Schiefer Baum

 

So sehr wir uns vielleicht zu verbiegen suchen, noch einen Ausweg finden wollen, den Blick in alle Richtungen wenden…

Tief im Inneren müssen wir erkennen, es ist unvermeidbar, unabänderlich und fest wie ein tief verwurzelter Baum, der zwar geschüttelt, nicht aber umgeworfen werden kann. Also stehen wir vor der Aufgabe, uns mit dem Unabänderlichen auseinander zu setzen und zu lernen, nicht zu viel Energie darauf zu verwenden, doch noch etwas ändern zu wollen, wenigstens ein kleines bisschen…

Es wird sich nichts ändern lassen. Dies zu akzeptieren ist eigentlich ganz einfach. Denn wenn wir daran denken, was wir statt dessen tun können und welche Kräfte frei gesetzt werden, sollte der Abschied vom Unveränderbaren nicht allzu schwer fallen. Viel schwerer erscheint mir, zu erkennen und zu unterscheiden, was wirklich nicht zu verändern ist und was wir vielleicht aus Angst, Unsicherheit oder Bequemlichkeit nicht ändern können oder wollen… Doch dann ist die Gefahr, einfach zu jammern und nicht nach vorne zu sehen groß. So sehr es vielleicht am Anfang Überwindung kostet und auch schmerzhaft ist: Eine Entscheidung zu treffen, etwas zu verändern, was wir selbst in der Hand haben und nicht an Unveränderbarem festzuhalten und es zu bedauern, kann viel Freiheit erzeugen. Innere Freiheit und äußere Freiheit. Beides bedeutet auch Verantwortung und Verbindlichkeit. Dies sind Werte, die mir viel bedeuten und die wichtig sind für uns im Umgang miteinander.

Und wenn wir es schaffen, weniger gegen Wände zu laufen und mehr um die Ecke zu denken und uns befreien von der Anstrengung, Unveränderbares verändern zu wollen, können wir unsere Fähigkeiten auf das lenken, was wir können und dabei mehr erreichen.

Gewinnen und verlieren…

Zu gewinnen und zu verlieren kennt jeder von uns.

Wer sportlich unterwegs ist und regelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt, weiß um das Gefühl, unbedingt gewinnen zu wollen und um die Akzeptanz, wenn der Gegner einfach besser war und man deshalb verloren hat.

Wie nun kann die Erfahrung aus dem Sport in die anderen Bereiche des Lebens übernommen werden? Wie können wir lernen, mit Niederlagen umzugehen, ohne dass sie uns entmutigen? Und wie können wir die rauschhafte Freude eines hart erkämpften Sieges nutzen für unseren Alltag?

Spiegelung

 

Dieses Bild zeigt ein wenig die beiden Seiten. Mal schön und klar, mal verschwommen und nicht gut zu erkennen. Genauso mag es uns ergehen, wenn wir darüber nachdenken, warum wir jetzt das eine oder andere Spiel verloren haben, den einen oder anderen Gegner nicht besiegen konnten, obwohl wir vielleicht nah dran waren. Wie oft spielen Gedanken im Unterbewussten eine Rolle, wir haben vielleicht Sorgen, die uns hindern, ganz frei und unbefangen zu spielen, vielleicht wissen wir gar nicht so genau um die Sorgen oder bringen sie nicht mit dem Sport in Verbindung, weil sie zu einem anderen Bereich unseres Lebens gehören…

Viele verschiedene Faktoren spielen hinein in unsere Fähigkeit, auf den Punkt genau alles abrufen zu können, was wir brauchen um zu erkennen, was der Gegner auf der anderen Seite der Platte mit dem kleinen weißen Ball macht, welche Schläge er kann, wie er den Ball setzt und wie er mit unseren eigenen Aktionen umgeht. Viele Möglichkeiten gibt es im Tischtennis, den Ball zu spielen und sehr viele, den Rückschlag zu setzen. Was wir können mag gegen den einen Gegner reichen, in einem anderen Spiel ist es aber vielleicht genau das, was ihm hilft, sein Spiel zu spielen und wir sind chancenlos.

Zu erkennen, was der Gegner kann und zu verhindern, dass er genau das spielt und gleichzeitig aber die eigene Spielweise durch zu spielen ist ein Teil der Komplexität dieser Sportart. Dazu kommt die Lockerheit und die Ruhe, der freie Kopf und der Spaß an schnellen Reaktionen.

Und wenn in den ersten Jahren die Gegner überwiegend besser sind, weil sie teilweise jahrzehntelange Erfahrung haben, kommt die Auseinandersetzung mit dem Verlieren ins Spiel und die Akzeptanz, dass es schwer ist, etwas Neues zu lernen, dass es aber immer wieder lohnt, am Ball zu bleiben. Wenn dann nämlich die ersten kleinen Erfolge zu sehen sind, die Gegner bestimmte Schläge oder Positionen vermeiden, weil sie wissen, es könnte gefährlich sein. Dann die ersten gewonnenen Sätze und Spiele gegen gleich starke Gegner und nach einigen Jahren sogar Siege gegen eigentlich bessere Spieler. Dann kommt der Moment der rauschhaften Freude, die hochgerissenen Arme, der laute Jubelschrei. Denn dann ist etwas geschehen, was uns im Alltag viel helfen kann:

Wir sind trotz Rückschläge, trotz vieler Niederlagen bei der Sache geblieben, haben gekämft, vielleicht Tränen vergossen, Mutlosigkeit gespürt und trotzdem immer wieder den Spaß gefunden und letzlich erlebt, dass es sich lohnt, für etwas, das uns wichtig ist zu kämpfen. Und zu lernen, dass wir nicht immer perfekt sein müssen, sondern uns eingestehen können Lernende zu sein. Das sind wir im Idealfall unser ganzes Leben lang und daraus können wir Selbstbewusstsein schöpfen und auch unsere Mitmenschen achtsamer behandeln, weil wir sagen können, nicht nur wir sind nicht perfekt, auch Andere dürfen Fehler machen. Weil wir alle nicht fertig sind, sondern einen Weg gehen, dessen Ende wir nicht kennen, obwohl wir ein Ziel haben.

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So bedeuten mir die Platte, der kleine runde Ball, mein Schläger und der Gegner jedesmal Spaß, Auseinandersetzung mit mir selbst und riesengroße Freude an der Bewegung. Und all das bereichert mein Leben und diesen Reichtum trage ich in die Begegnung mit meinen Mitmenschen. Und ein Sieg ist nach wie vor etwas Besonderes, noch lange bin ich nicht da, wo ich hin will. Aber jede Trainingseinheit bringt mich weiter und ich kann alles, was ich lerne in meinen Alltag übertragen und mich an dem freuen, was ich gelernt habe.