Brücken

Brücken…

Wie oft im Leben gehen wir über Brücken. Und wie oft ist es die gleiche Brücke und wir sehen es gar nicht, weil wir in anderer Stimmung, mit anderen Menschen oder ganz anderen Gedanken hinüber gehen…
BrückeDas eine Mal steht sie klar vor uns, wir können jedes Detail sehen und erkennen und wissen genau, das ist eine Brücke, die auf unserem Weg steht und uns weiter bringt. Wir sind in diesem Moment klar mit unseren Gedanken, nicht viel Unsicherheit ist darinnen oder Gefühl. Nur Klarheit und daraus resultierender Schönheit. Wir haben einen weiten Blick, die Gedanken sind frei und vieles scheint möglich.

 

Dietmars BrückeDieses Mal sieht alles ganz anders aus. Es ist dämmrig, es lassen sich keine Einzelheiten mehr erkennen, aber wir sehen trotzdem, es ist da eine Brücke zum drüber gehen. Schattenhaft steht sie da, unklar, aber präsent. Es sieht schön und zugleich ein wenig unheimlich aus. Jetzt herrschen diffuse Gefühle, es ist vielleicht nicht ganz klar, wie der Weg weiter geht, aber die Schönheit bleibt.

 

Gotlinds BrückeUnd wieder ein anderer Blick auf die Brücke. Alles ringsumher glänzt wie verzaubert, nichts hat die Farben, wie wir sie zu kennen meinen. Doch der Weg führt durch diesen Glanz hindurch und wir können mit traumwandlerischer Sicherheit sagen, ja, das ist mein Weg, da will ich hin.

Mit diesen drei Bildern möchte ich sagen, wie lohnenswert es ist, nicht nur einen Blick an Dinge oder Menschen zu verschenken. In einer anderen Stimmung, einige Zeit später oder aus einer anderen Perspektive gesehen kann in jedem Ding oder Menschen etwas sichtbar werden, was zunächst verborgen ist. Und wenn wir die Chance nutzen, wieder und wieder hinzuschauen, können wir im Laufe der Zeit viele Facetten entdecken und ungeahnte Begegnungen mit Menschen haben, die wir nach dem ersten Blick so nie erwartet hätten. Und damit beschenken wir uns selbst und möglicherweise auch andere!

 

Tautropfen

Es war einmal ein Wochenende im letzten Sommer… Am Tag zuvor musste ich sehr früh aufstehen zum arbeiten und sah die ganz junge Sonne. Sofort dachte ich an meine Kamera, die natürlich zuhause war und überlegte mir, am nächsten Morgen ganz früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang über dem Meer zu fotografieren. Die Wetterprognose war gut und so stellte ich den Wecker frohgemut auf drei Uhr früh…. Am Strand angekommen, in eine Decke gekuschelt, einem einsamen Pfandflaschensammler zusehend, wartete ich. Und wartete. Und wartete. Und sah, dass zwar wunderbares Wetter war, am Horizont über dem Meer aber ein Wolkenband lag, das sich nicht auflösen wollte. Ich wartete noch länger, insgesamt länger als eine Stunde und konnte meinen Wunsch nicht erfüllen.

Tautropfen auf Halm
Tautropfen

Ich drehte mich einmal um und sah den Tautropfen auf dem Halm. In seiner Vollkommenheit und schlichten Schönheit machte er es mir leicht, froh darüber zu sein, an meinem freien Tag so früh aufgestanden zu sein.

Wie oft ist es im Leben so, dass wir uns etwas vornehmen oder etwas erreichen wollen oder Wünsche haben, wir aber nicht alleine beeinflussen können ob es passiert , ob wir es schaffen oder sich die Wünsche erfüllen. Und wie schwer es fallen kann, davon den Blick abzuwenden und so offen zu bleiben, dass etwas Anderes, Unerwartetes die Chance bekommt, von uns gesehen und vor allem geschätzt zu werden. Wenn uns das gelingt, können wir von einem großen Glücksgefühl durchzogen werden, was uns darin bestärkt, weiterhin mit offenem Herzen durchs Leben zu gehen. Denn aus einem Misslingen oder Nichteintreten  ist nicht Frust oder Enttäuschung geworden, sondern trotzdem Freude, weil etwas Anderes da war, dem wir die Chance zur Entfaltung gegeben haben.