Licht und Schatten in der Seele

Wer kennt sie nicht, die dunklen Schatten in der Seele, die sich so gut verstecken im Trubel des Alltagslebens? Vor denen du dich selbst versteckst, weil du nicht weißt, wie du mit ihnen umgehen sollst. Die du nicht fühlen möchtest, weil du nie gelernt hast, mit diesen Gefühlen umzugehen.

Und dann musst du auf einmal begreifen, dass diese dunklen Schatten eine unglaubliche Kraft haben. Weil du ihnen nie Raum gegeben hast, geben konntest, sind sie groß geworden in dir. Und brechen nun hervor, fordern ihr Recht auf Wahrnehmung und Beachtung. Sie haben dich geschüttelt, schwindelig werden lassen und zu Tode geängstigt.

Nun möchtest du Freund werden mit ihnen. Und ihre Schönheit erkennen, die sich in ihrer Verwandlung und in einem besonderen Licht zeigen kann. Aber eigentlich weißt du gar nicht, wie du das anstellen sollst, du hast nie gelernt, negative Gefühle wie Traurigkeit oder Hilflosigkeit auch nur ansatzweise zuzulassen, sie waren nicht angemessen, passten nicht ins Bild der Familie, störten die heile und heilige Welt. Die Tatsache, dass du sie als negativ bezeichnest sagt schon aus, wie mit traurigen und hilflosen Gefühlen umgegangen wurde.

Strahlen solltest du, das Glück schätzen, in dieser Familie leben zu dürfen, alles wertschätzen, was dir geboten wurde und nichts hinterfragen. Wenn du doch Probleme hattest, gab es immer eine Lösung. Sofort. Nie durftest du die Hilflosigkeit ausleben und Trost empfangen, schützende Arme spüren, die dir sagten, dass deine eigene Kraft gut ist und dir helfen kann. Für Traurigkeit gab es keinen Grund, wenn du leiden musstest an der Seele, warst du selbst schuld und wenn nicht du, so hat dein Karma dir diese Aufgabe gestellt. 

Gefehlt hat dir die Liebe, die bedingungslose, die deine Traurigkeit akzeptiert und dir trotzdem gegeben wird. Deshalb hast du gelernt, tüchtig zu sein, ein großes Arbeitspensum zu schaffen, gut mit den Menschen umzugehen, Verantwortung zu übernehmen und auf deine Leistungen stolz zu sein. Dein Leben ist erfüllt, du bist glücklich.

Und dennoch sind da die Schatten im Licht, die dir sagen, dass du eine Aufgabe vor dir hast, die wichtig ist. Die dir das Gleichgewicht wieder bringen kann wenn du sie angehst. Die Frage, die bleibt ist, wie dir gelingen kann, was du nie konntest….

Die Antwort ist: Die Liebe wird helfen. Die, die dir gegeben wird und die, die du gibst.

Vergangenheit, die in die Gegenwart reicht…

Manchmal hat die Vergangenheit lange Arme.  Und viele Arme. Wie ein Kraken kann sie dich umschlingen und drehen und schwindelig werden lassen. Und dann lösen sich die Arme wieder und du wankst hin und her, alles dreht sich um dich und du musst erstmal tief ein- und ausatmen. Ein anderes Mal greift ein Sturm nach dir, wirbelt dich durch die Tage und Wochen, wieder ist Schwindel und langsam auch Angst dabei. Und dann auf einmal wirst du fast von den Füßen gerissen, ein inneres Erdbeben erschüttert dich in deinen Grundfesten, du weißt für einen Moment nicht, ob du im nächsten noch am Leben bist.

Nun wird dir klar, alleine kommst du nicht weiter. Hilfe erbitten ist das Gebot der Stunde. Und es beginnt ein neuer Weg in deinem Leben, ein Weg, den du nicht und doch alleine gehen musst und willst. Ein Weg, der dich mit dir und deinen innersten Erlebnissen konfrontiert und dir zeigen will, dass deine Gefühle eine Kraft haben, die du nicht unterdrücken kannst. Eine Kraft haben, die deine Lebenswirklichkeit ist. Eine Kraft haben, die ihre Daseinsberechtigung fordern.

Du fühlst dich erschöpft, verängstigt und erkennst dich nicht wieder. Aber Andere sehen nach wie vor deine Schönheit, sie sehen sie sogar als besonders an. Deine Kraft und Schönheit für dich wieder zu finden erscheint dir fast unmöglich. Aber es gibt immer wieder Erlebnisse, die doch Hoffnung in dir schüren, die dir Mut machen, weiter zu gehen, die dich stärken für die nächsten Schritte.

Du triffst Menschen auf verschiedenen Ebenen, kannst Gespräche führen, die echtes Verständnis erleben lassen, du leistest Großes und Wichtiges und versuchst dennoch, deine Nöte ernst zu nehmen. Du denkst an das kleine Mädchen, was sich hinter einer selbstgebauten Schneemauer versteckte und nicht gesucht wurde von der Mutter und empfindest den tiefen Schmerz des nicht geliebt werdens. Wieder. Und immer wieder. Du suchst nach Antworten, Jahrzehnte später und weißt, dass du nicht alle finden wirst. Aber du gibst nicht auf, suchst immer weiter, erlaubst dir Tränen und schlaflose Nächte, aber auch endlich bedingungslose Liebe und tiefe Geborgenheit.

Und das ist es schlussendlich was dich nicht verzweifeln lässt:

Die Liebe, die du zu geben imstande bist. Und die Liebe, die du empfängst.