Tautropfen

Es war einmal ein Wochenende im letzten Sommer… Am Tag zuvor musste ich sehr früh aufstehen zum arbeiten und sah die ganz junge Sonne. Sofort dachte ich an meine Kamera, die natürlich zuhause war und überlegte mir, am nächsten Morgen ganz früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang über dem Meer zu fotografieren. Die Wetterprognose war gut und so stellte ich den Wecker frohgemut auf drei Uhr früh…. Am Strand angekommen, in eine Decke gekuschelt, einem einsamen Pfandflaschensammler zusehend, wartete ich. Und wartete. Und wartete. Und sah, dass zwar wunderbares Wetter war, am Horizont über dem Meer aber ein Wolkenband lag, das sich nicht auflösen wollte. Ich wartete noch länger, insgesamt länger als eine Stunde und konnte meinen Wunsch nicht erfüllen.

Tautropfen auf Halm
Tautropfen

Ich drehte mich einmal um und sah den Tautropfen auf dem Halm. In seiner Vollkommenheit und schlichten Schönheit machte er es mir leicht, froh darüber zu sein, an meinem freien Tag so früh aufgestanden zu sein.

Wie oft ist es im Leben so, dass wir uns etwas vornehmen oder etwas erreichen wollen oder Wünsche haben, wir aber nicht alleine beeinflussen können ob es passiert , ob wir es schaffen oder sich die Wünsche erfüllen. Und wie schwer es fallen kann, davon den Blick abzuwenden und so offen zu bleiben, dass etwas Anderes, Unerwartetes die Chance bekommt, von uns gesehen und vor allem geschätzt zu werden. Wenn uns das gelingt, können wir von einem großen Glücksgefühl durchzogen werden, was uns darin bestärkt, weiterhin mit offenem Herzen durchs Leben zu gehen. Denn aus einem Misslingen oder Nichteintreten  ist nicht Frust oder Enttäuschung geworden, sondern trotzdem Freude, weil etwas Anderes da war, dem wir die Chance zur Entfaltung gegeben haben.

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